Rückblick auf die Europawerkstatt in Greifswald

Various

In Greifswald haben mehr als 30 Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter:innen aus Politik, Kultur und Gesellschaft darüber diskutiert, was die Stadt zum Gelingen Europas beitragen kann. Der „Open Space Europe“ im Kulturzentrum St. Spiritus (Fotos) war einer von mehreren Veranstaltungen, die wir am 7. und 8. Juni in Greifswald organisiert hat.

Foto: lensescape.org / Philipp Schroeder

Einig waren sich viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer darin, dass mehr europäische Begegnung möglich sein und der Wille dazu aus der Mitte der Bürgerinnen und Bürger kommen müsse.

„Europa können wir auf zwei Ebenen erfahren“, sagte Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder (Grüne). „Da ist zum einen die materielle Ebene — aber zu den Geldern aus Brüssel muss auch die emotional-ideelle Ebene kommen, denn dann bleibe ich eher dran, wenn es mal nicht läuft.“ Dr. Mignon Schwenke, die für die Linke in der Bürgerschaft und im Landtag sitzt, sagte, Greifswald habe noch Reserven, was die Partnerschaften mit Städten angehe, vor allem mit jenen in Polen: „Da findet die europäische Begegnung eher auf politischer Ebene statt, ist aber noch nicht in der Bevölkerung angekommen.“

Jürgen Lippold, der Chef der Europa-Union in Mecklenburg-Vorpommern, erinnerte an die große Europabegeisterung in Ostdeutschland nach der Wende. Jetzt seien einige Menschen in Mecklenburg-Vorpommern nicht in erster Linie von Europa enttäuscht, sondern eher von Deutschland: „Sie fühlen sich noch immer als Bürger zweiter Klasse.“

Aus der Sicht des mecklenburgischen Europaabgeordneten Arne Gericke (Freie Wähler) müssen sich die Städte fragen, was sie jungen Menschen bieten und mitgeben könnten. „Dabei geht es nicht um Wettbewerb, sondern darum, voneinander zu lernen und einander offen gegenüberzustehen.“ Gericke schlägt ein Kulturticket für Jugendliche vor, mit dem sie wie mit dem Interrail-Ticket kostenlos durch Europa reisen und dabei noch Theater, Museen und andere kulturelle Einrichtungen besuchen können sollen.

Foto: Anna-Lena Steltzer

Positive Reaktionen gab es auch auf die Idee der „Städte für Europa“, mit der sich die Orte, in denen die Initiative „Wir sind Europa!“ zu Gast ist, nachhaltig miteinander vernetzen. Neben dem „Open Space Europe“ am Freitagabend haben die Mitstreiter und Mitstreiterinnen der Initiative — Studentinnen sowie Kultur- und Medienschaffende aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Georgien — mehrere Orte der Begegnung organisiert (Fotos) und damit rund 140 Bürgerinnen und Bürger erreicht. So gab es Diskussionen mit Jugendlichen und Senioren sowohl in der Regionalen Schule „Caspar David Friedrich“, als auch im Haus Ostsee, ein Europäisches Pubquiz in Zusammenarbeit mit dem Studentenclub Kiste sowie einen Künstler-Workshop zum Thema „Von I-dentity zu We-dentity“.

Stadtreporter erkundet Greifswald

Schon vorab haben wir den britischen Journalisten Kit Holden gebeten, die Stadt für uns zu erkunden. Sein Bericht „Here, Europe Is Not Perfect, but It Is Ubiquitous“ bietet ein vielschichtiges Bild auf Greifswald.