Rückblick Europawerkstatt Gelsenkirchen

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In Gelsenkirchen haben vom 25. – 27. Februar 2019 insgesamt mehr als 120 Bürgerinnen und Bürgern mit Experten aus Politik, Kultur und Gesellschaft über Europa diskutiert.

Foto: Ines Walter

Den Auftakt machte ein Fotografie-Workshop, der in den Räumen des Consol Theaters stattfand und bei dem insgesamt 13 Teilnehmende aus drei Altersgruppen ihre Sicht auf Europa in Portrait- und Landschaftsaufnahmen festhielten. Eine Auswahl der Bilder, die insgesamt die Vielseitigkeit Europas darstellen, wurde am Abschlussabend im Rahmen des „Open Space Europe“ ausgestellt. Patrick Hermann, der zusammen mit Pieter Boeder und Levan Khetaguri den Workshop angeleitet hat, war mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden: „Es macht mich froh, dass jeder etwas anderes in Europa sieht. Das bedeutet nämlich: Wir sind frei in Europa. Was kann ich mir mehr wünschen?“

Foto: Jonas Krohn / Stiftung Zukunft Berlin

Das Max-Planck-Gymnasium in Gelsenkirchen-Buer bot den Rahmen für ein generationen- übergreifendes Gespräch. Elf Schülerinnen und Schüler der Oberstufe trafen dabei auf vier Seniorinnen und Senioren im Alter von 68 bis 85 Jahren, um gemeinsam über die Zukunft Europas zu sprechen. Anhand von Szenarien, wie Europa in 30 Jahren mit bzw. ohne die EU aussehen könnte, wurde lebhaft diskutiert. Neben Themen wie Bürgerbeteiligung, Umweltschutz und Integration, wurde auch die Rolle der Medien intensiv besprochen. Sowohl die anwesenden Senioren wie auch die Schüler wünschten sich, dass mehr auf die individuellen Bedürfnisse unterschiedlicher (Alters-)Gruppen eingegangen werde. Während für die ältere Generation vor allem Radio, Fernsehen und Tageszeitungen unverzichtbar seien, wünschten sie die Jugendlichen mehr Informationen über Kanälen wie YouTube. Der Perspektivenwechsel war sowohl für die jüngere wie auch für die älteren Generation hilfreich, wie eine der Seniorinnen am Ende anmerkte: „Mir wäre ohne den Austausch gar nicht bewusst geworden, wie wichtig mein Kreuz bei der Wahl auch für die jüngere Generation ist.“ Eine der Schülerinnen fügte hinzu, dass viele junge Menschen die Vorzüge, die durch die EU entstehen, als selbstverständlich hinnehmen und ein Austausch mit Menschen, die Europa auch anders kennengelernt haben, ein anderes Bewusstsein schaffe.

In Zusammenarbeit mit der AWO, fand im kleinen Kreis ein Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Roma in Gelsenkirchen statt. Dabei wurde erörtert, ob die anwesenden Roma sich in Deutschland und speziell in Gelsenkirchen zuhause fühlen, wie die Integration gefördert werden kann und welche Rolle dabei Europa spielt.

Foto: Jonas Krohn / Stiftung Zukunft Berlin

Auch beim Fußball spielt Europa eine Rolle. Aus diesem Grund haben sich Mitglieder von „Wir sind Europa“ mit der Fan-Initiative von Schalke 04 zusammengesetzt und über Themen wie Rassismus, Multikulturalismus und die internationale Sprache des Fußballs gesprochen. Der ausführliche Bericht von Emma Wallis kann auf unserem Blog nachgelesen werden.

Abgerundet wurden die zwei Tage mit der offenen Diskussionsrunde ‚Open Space Europe‘, die im Kulturraum die Flora stattfand. Hier hatten die anwesenden Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, in kleinen Runden direkt mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt-, Landes- und Europapolitik sowie mit Expertinnen und Experten aus Medien, Kultur und Wissenschaft ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und ihre Meinung zu äußern. Die 1. Bürgermeisterin der Stadt, Martina Rudowitz, war sich sicher, dass keiner der Anwesenden die Europawahlen am 26. Mai vergessen wird. Bei den insgesamt 10 Tischdiskussionen kamen vielfältige Themen zur Sprache. Diskutiert wurde unter anderem über offene Grenzen, Bildungs- und Kulturaustauschprogramme, gemeinsame Werte, Fußball und die Kommunikation von europäischen Themen. Die Europaabgeordnete Terry Reintke machte deutlich, dass pro-europäische Themen emotionaler kommuniziert werden müssen – gerade im Hinblick auf populistische und nationalistische Strömungen in vielen Mitgliedsländern.

Foto: Ines Walter

Im Hinblick auf die europäische Wertevermittlung waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig: Gerade bei jungen Menschen sind europäische Austauschprogramme, wie beispielsweise Erasmus, wichtige Instrumente, um das Demokratieverständnis zu schulen. Laut Landtagsabgeordnetem Sebastian Watermeier sind in diesem Zusammenhang aber auch Reformen notwendig, die den Kreis der Förderberechtigten auch auf Auszubildende, Schüler und Ausbildungssuchende zu erweitern: „Erasmus muss von unten gedacht werden.“

Aufgrund des umfangreichen Engagement und der zahlreichen Initiativen für Europa, zeigte sich Volker Hassemer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zukunft Berlin, vom Engagement der Stadt beeindruckt: „Europa bekommt Kraft von unten. Das ist eine tolle Entwicklung.“